GenTSV

Gentechnik-Sicherheitsverordnung

Verordnung über die Sicherheitsstufen und Sicherheitsmaßnahmen bei gentechnischen Arbeiten in gentechnischen Anlagen

Vom 12.8.2019

Anlage 1

(zu § 5 Absatz 1) Allgemeine Kriterien für die Risikobewertung

Allgemeine Kriterien für die Risikobewertung von Organismen bei gentechnischen Arbeiten, sofern relevant:

    1.
  • Informationen über Spender- und Empfängerorganismen bzw. Ausgangsorganismen
      a)
    • Name und Bezeichnung
    • b)
    • Grad der Verwandtschaft
    • c)
    • Herkunft
    • d)
    • Information über reproduktive Zyklen (sexuell/asexuell) des Ausgangsorganismus oder ggf. des Empfängerorganismus
    • e)
    • Angaben über frühere gentechnische Veränderungen
    • f)
    • Stabilität des Empfängerorganismus in Bezug auf die einschlägigen genetischen Merkmale
    • g)
    • Pathogenität des Organismus für abwehrgesunde Menschen oder Tiere
    • h)
    • kleinste infektiöse Dosis
    • i)
    • Toxizität für die Umwelt sowie Toxizität und Allergenität für Menschen
    • j)
    • Widerstandsfähigkeit des Organismus: Überleben des Organismus bzw. Erhalten der Vermehrungs- und Infektionsfähigkeit von Mikroorganismen unter relevanten Bedingungen
    • k)
    • Kolonisierungskapazität
    • l)
    • Wirtsbereich
    • m)
    • Art der Übertragung, z. B. durch
      • direkten oder indirekten Kontakt mit der verletzten oder unverletzten Haut oder Schleimhaut
      • Aerosole oder Staub über den Atemtrakt
      • Wasser oder Lebensmittel über den Verdauungstrakt
      • Biss, Stich oder Injektion sowie über die Keimbahn bei tierischen Überträgern
      • diaplazentare Übertragung
    • n)
    • Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern durch den Organismus
    • o)
    • Verfügbarkeit von Therapeutika und/oder Impfstoffen und/oder anderen wirksamen Methoden zur Verhütung und Behandlung von humanen Erkrankungen
    • p)
    • Art und Eigenschaften der in den Organismen enthaltenen Vektoren:
      • Sequenz
      • Mobilisierbarkeit
      • Wirtsspezifität
      • Vorhandensein von relevanten Genen, z. B. Resistenzgenen
    • q)
    • Adventiv-Agenzien, die in den Organismus eingefügtes genetisches Material mobilisieren könnten
    • r)
    • andere potentiell signifikante physiologische Merkmale
    • s)
    • Stabilität der Merkmale nach Buchstabe r
    • t)
    • epidemiologische Situation:
      • Vorkommen und Verbreitung des Organismus
      • Rolle von lebenden Überträgern und Organismenreservoirs
      • Ausmaß der natürlichen Resistenz bei Mensch und Tier gegen den Organismus
      • Grad der erworbenen Immunität bei Mensch und Tier (z. B. durch stille Feiung und Impfung)
      • Vorkommen bzw. Nichtvorkommen eines geeigneten Wirtstiers
      • Resistenz bei Pflanzen (natürliche oder durch Züchtung bedingte)
      • Vorkommen bzw. Nichtvorkommen und Verbreitung einer geeigneten Wirtspflanze für den Organismus
    • u)
    • bedeutende Beteiligung des Organismus an Umweltprozessen (z. B. Stickstofffixierung oder pH-Regelung)
    • v)
    • Vorliegen von geeigneten Bedingungen zur Besiedelung der Umwelt durch den Organismus
    • w)
    • Wechselwirkung mit anderen und Auswirkungen auf andere Organismen in der Umwelt (einschließlich voraussichtlicher konkurrierender oder symbiotischer Eigenschaften)
    • x)
    • Fähigkeit, Überlebensstrukturen zu bilden (z. B. Samen, Sporen oder Sklerotien), und deren Ausbreitungsmöglichkeiten
  • 2.
  • Informationen über den gentechnisch veränderten Organismus
  • 2.1
  • Beschreibung der gentechnischen Veränderung
      a)
    • Beschreibung der gentechnischen Veränderung einschließlich des Verfahrens zur Einführung des Vektors bzw. Inserts in den Empfängerorganismus oder des Verfahrens, das zur Erzielung der betreffenden gentechnischen Veränderung angewandt wird
    • b)
    • Herkunft des genetischen Materials, ggf. Identität des Spenderorganismus/der Spenderorganismen und der Merkmale
    • c)
    • vorangegangene gentechnische Veränderungen des Inserts
    • d)
    • Funktion der betreffenden gentechnischen Veränderung und/oder der neuen Nukleinsäure
    • e)
    • Art und Herkunft des Vektors
    • f)
    • Struktur und Menge eines Vektors und/oder einer Nukleinsäure des Spenderorganismus, wenn der Vektor und/oder die Nukleinsäure noch in der Endstruktur des veränderten Organismus verblieben sind
    • g)
    • Stabilität des Organismus in Bezug auf die gentechnisch veränderten Merkmale
    • h)
    • Häufigkeit der Mobilisierung des eingefügten Vektors und/oder Fähigkeit des Vektors zur Übertragung genetischer Information
    • i)
    • Höhe der Expression des gentechnisch eingeführten Materials; Messverfahren und Empfindlichkeitsgrad
    • j)
    • Ort des eingefügten genetischen Materials (Angabe zu einer möglichen Aktivierung/Deaktivierung von Wirtsgenen durch die Einfügung)
    • k)
    • Aktivität des zur Expression gebrachten Proteins
  • 2.2
  • Gesundheitliche Erwägungen
      a)
    • toxische oder allergene Auswirkungen der gentechnisch veränderten Organismen und/oder ihrer Stoffwechselprodukte
    • b)
    • Produktrisiken
    • c)
    • Vergleich der Pathogenität des gentechnisch veränderten Organismus mit der des Spender- oder Empfängerorganismus oder ggf. des Ausgangsorganismus
    • d)
    • Kolonisierungskapazität
    • e)
    • bei Pathogenität des gentechnisch veränderten Organismus für Menschen, die abwehrgesund sind:
      • verursachte Krankheiten und Mechanismus der Krankheiten hervorrufenden Eigenschaften einschließlich Invasivität und Virulenz
      • Übertragbarkeit
      • Infektionsdosis
      • Wirtsbereich, mögliche Veränderung des Wirtsbereiches
      • mögliche Änderung des Infektionsweges oder der Gewebsspezifität
      • Möglichkeit des Überlebens außerhalb des menschlichen Wirts
      • Vorhandensein von Überträgern oder Mitteln der Verbreitung
      • biologische Stabilität
      • Muster der Antibiotikaresistenz
      • Allergenität
      • Toxizität
      • Verfügbarkeit geeigneter Therapien und prophylaktischer Maßnahmen
  • 2.3
  • Umwelterwägungen
      a)
    • Faktoren, die das Überleben, die Vermehrung und die Verbreitung der gentechnisch veränderten Organismen in der Umwelt beeinflussen
    • b)
    • verfügbare Techniken zur Erfassung, Identifizierung und Überwachung der gentechnisch veränderten Organismen
    • c)
    • verfügbare Techniken zur Erfassung der Übertragung des gentechnisch eingeführten Materials auf andere Organismen
    • d)
    • bekannte und vorhergesagte Habitate des gentechnisch veränderten Organismus
    • e)
    • Beschreibung der Ökosysteme, auf die der Organismus unbeabsichtigt verbreitet werden könnte
    • f)
    • erwarteter Mechanismus und Ergebnis der Wechselwirkung zwischen dem gentechnisch veränderten Organismus und den Organismen oder Mikroorganismen, die im Falle einer Freisetzung in die Umwelt belastet werden könnten
    • g)
    • bekannte oder vorhersagbare Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere, wie Krankheiten hervorrufende Eigenschaften, Infektion, Toxigenität, Virulenz, Überträger der Krankheiten hervorrufenden Eigenschaften, Allergenität, veränderte Muster der Antibiotikaresistenz, veränderter Tropismus, Kolonisierung
    • h)
    • bekannte oder vorhersagbare Beteiligung an biogeochemischen Prozessen
    • i)
    • Verfügbarkeit von Methoden zur Dekontamination des Gebiets im Falle eines Austretens von gentechnisch veränderten Organismen in die Umwelt